Mein persönliches Lehrerleitbild auf dem Weg zum Lernbegleiter
Als Lehrer in den Fächern Mathematik, Physik, Informatik und Philosophie sehe ich mich nicht nur als Wissensvermittler, sondern als engagierten Lernbegleiter. Mein Ziel ist es, meine Schülerinnen und Schüler in ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Dabei orientiere ich mich an den folgenden fundierten Grundsätzen:
Empathie
Die Fähigkeit, sich in die Lage der Schülerinnen und Schüler zu versetzen, ist grundlegend für einen erfolgreichen Unterricht (Hattie, 2009). Im Mathematikunterricht zum Beispiel erkenne ich, dass nicht jeder sofort komplexe Gleichungen versteht. Daher nehme ich mir die Zeit, schwierige Konzepte in kleinere, verständlichere Teile zu zerlegen und individuelle Unterstützung anzubieten. Ein analoges Beispiel im Philosophieunterricht ist das Verständnis komplexer philosophischer Texte. Ich helfe den Schülerinnen und Schülern, diese Texte in verständlichere Abschnitte zu unterteilen und leite Diskussionen, um deren Verständnis zu vertiefen.
Geduld
Lernen ist ein Prozess, der Zeit benötigt (Bruner, 1960). Im Physikunterricht beispielsweise, wenn abstrakte Konzepte wie Quantenmechanik besprochen werden, zeige ich Geduld, indem ich alternative Erklärungen und praktische Beispiele verwende, um das Verständnis zu fördern. Im Informatikunterricht benötigen einige Schülerinnen und Schüler mehr Zeit, um Programmierkonzepte zu verstehen. Ich stelle sicher, dass alle die notwendigen Grundlagen beherrschen, bevor wir zu komplexeren Themen übergehen oder differenziere um den unterschiedlichen Lern- und Kompetenzständen genügend Raum zu geben. In Arbeitsplänen können hierbei Schülerinnen und Schüler in ihrer eigenen Geschwindigkeit Fortschritte machen.
Flexibilität
Jeder Schüler lernt anders (Tomlinson, 2001). Im Informatikunterricht passe ich deshalb immer wieder meinen Lehrstil an die unterschiedlichen Lernstile an. Während einige Schüler durch theoretische Erklärungen lernen, brauchen andere praktische Anwendungen und Projekte, wie das Programmieren eines einfachen Spiels, um das Gelernte zu verinnerlichen. Im Mathematikunterricht setze ich deshalb ebenfalls auf unterschiedliche Lernmethoden, von traditionellen Übungen bis hin zu interaktiven Lernspielen, um alle Lernenden zu erreichen. Zentral dabei setze ich Arbeitspläne ein, bei denen Schülerinnen und Schülern in eigenen Schwerpunkten sich entwickeln können.
Fachwissen
Ein tiefes und aktuelles Wissen in meinen Fächern ist für mich essenziell (Shulman, 1986). In der Philosophie bringe ich aktuelle philosophische Diskussionen in den Unterricht ein und zeige, wie diese mit klassischen Theorien verknüpft sind. So bleiben die Inhalte nicht nur theoretisch, sondern auch relevant und lebendig. In der Physik aktualisiere ich regelmäßig mein Wissen über neue Entdeckungen und technologische Fortschritte, um meinen Schülerinnen und Schülern die neuesten Entwicklungen im Fachgebiet zu vermitteln. Als Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bleine ich über die Fachpublikationen immer am physikalischen Zeitgeschehen.
Didaktik
Die Kenntnis moderner Lehrmethoden ist entscheidend (Marzano, 2007). Im Mathematikunterricht nutze deshalb ich interaktive Methoden und leite die Schülerinnen und Schüler an, kooperative und kollaborative Handlungsweisen zu verwenden, um den Unterricht abwechslungsreich und medial zu gestalten. Dadurch können Schülerinnen und Schüler abstrakte mathematische Konzepte visuell erfassen und leichter verstehen. Im Informatikunterricht verwende ich projektbasierte Lernmethoden, die den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, praktische Erfahrungen zu sammeln und ihr Wissen in realen Anwendungen zu nutzen.
Kommunikation
Ein klarer und respektvoller Austausch ist für mich von zentraler Bedeutung (Wubbels & Brekelmans, 2005). Im Physikunterricht fördere ich deshalb gezielt Diskussionen und die Formulierung von Fragen, um ein tiefgehendes Verständnis der Materie zu ermöglichen. Durch diese offene Kommunikationsweise schaffe ich eine Atmosphäre, in der sich Schülerinnen und Schüler sicher fühlen, ihre Gedanken und Unsicherheiten zu äußern. Im Philosophieunterricht setze ich auf das sokratische Gespräch, welches den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, ihre Argumente und Perspektiven in einer konstruktiven Diskussionsrunde zu teilen. Dieses dialogische Vorgehen stärkt nicht nur das Verständnis, sondern fördert auch das wechselseitige Lernen, im Einklang mit dem Ansatz von Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Motivation
Motivation stellt einen zentralen Faktor für den Lernerfolg dar (Deci & Ryan, 2000). Im Informatik- und Mathematikunterricht fördere ich das Engagement der Schülerinnen und Schüler durch projektbasierte Aufgaben, die ihre individuellen Interessen ansprechen. So ermutige ich die Lernenden, eigene kleine Apps oder Webseiten zu entwickeln oder mathematische Knobelaufgaben zu lösen. Diese praxisorientierten und kontextualisierten Aufgaben regen die Schülerinnen und Schüler dazu an, sich vertieft mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen.
Im Physikunterricht setze ich auf eine ähnliche Strategie, indem ich den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gebe, durch selbstgestaltete Experimente und Projekte aktiv zu lernen. Dazu gehören beispielsweise das Konstruieren eines einfachen Roboters, das Bauen einer Brücke aus vorgegebenem Material, das Durchführen von Handexperimenten und die Untersuchung alltäglicher physikalischer Phänomene. Diese Ansätze tragen dazu bei, das Interesse und die Motivation der Schüler zu wecken und zu fördern, indem sie praxisnahe und ansprechende Lerngelegenheiten bieten.
Technologiekompetenz
Die Nutzung digitaler Medien und Tools ist aus meinem Unterricht nicht wegzudenken (Mishra & Koehler, 2006). In der Philosophie setze ich auf Online-Diskussionsforen, in denen die Schüler ihre Gedanken zu philosophischen Texten wiederfinden oder austauschen können. Textarbeit zur Erarbetung und Vertiefung lasse ich durch Stopp-Motion-Filme gestalten. Mit der Verwendung von digitalen Plattformen ermögliche ich den Schülern, auch außerhalb des Klassenzimmers aktiv am Unterricht teilzunehmen und diesen weiter zu gestalten. Im Mathematikunterricht nutze ich graphische Taschenrechner und spezielle Mathematik-Software, um komplexe Berechnungen zu veranschaulichen und interaktive Lernumgebungen zu schaffen. Daneben biete ich in der Flipped-Classroom-Methode einen interaktiven Zugang zu neuem Wissen und zur individuellen Erweiterung der Kompetenzen.
Selbstreflexion
Die Fähigkeit zur Selbstreflexion betrachte ich als Lehrer als besonders bedeutend (Schön, 1983). Regelmäßig hinterfrage ich mein eigenes Handeln und bin offen für konstruktives Feedback. Im Mathematikunterricht organisiere ich am Ende jeder Einheit Reflexionsrunden, um zu ermitteln, welche Methoden besonders effektiv waren und in welchen Bereichen Verbesserungsbedarf besteht.
In der Informatik ermutige ich die Schülerinnen und Schüler, nach Abschluss eines Projekts Selbstbewertungen und Peer-Reviews vorzunehmen. Diese Praxis ermöglicht es ihnen, ihre eigene Arbeit kritisch zu reflektieren und kontinuierlich zu verbessern. Durch diese Ansätze fördere ich nicht nur ihre Fähigkeit zur Selbstkritik, sondern auch ihre Kompetenz zur konstruktiven Rückmeldung, was zu einer insgesamt höheren Qualität der Lernprozesse beiträgt.
Kreativität
Innovative Ansätze bereichern den Unterricht (Robinson, 2011). Im Physikunterricht integriere ich Experimente, die die Schülerinnen und Schüler selbst durchführen können. Diese kreativen Ansätze machen den Unterricht nicht nur spannender, sondern fördern auch das praktische Verständnis der theoretischen Inhalte. Im Philosophieunterricht ermutige ich die Schüler, kreative Projekte zu entwickeln, wie das Verfassen eigener philosophischer Essays oder das Erstellen von Präsentationen, Lernvideos oder Plakate über philosophische Themen, die sie besonders interessieren.
Kollaboration
Zusammenarbeit unter den Schülern ist entscheidend (Johnson & Johnson, 1999). Im Informatikunterricht organisiere ich Gruppenprojekte, bei denen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam an komplexen Aufgaben arbeiten. Dies fördert nicht nur die Teamfähigkeit, sondern auch die Fähigkeit, gemeinsam Probleme zu lösen. Im Mathematikunterricht setze ich auf Partner- und Gruppenarbeit, bei der die Schülerinnen und Schüler gemeinsam an Aufgaben arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. In Philosophie nutze ich das Schreibgespräch um Gedanken zu fixieren und gemeinsam zu erörtern.
Führungskompetenz
Eine positive und produktive Lernumgebung zu schaffen, ist mein Ziel (Marzano et al., 2003). Im Philosophieunterricht leite ich deshalb Diskussionen so, dass alle Schüler ihre Meinung äußern können und sich respektiert fühlen. Mein Ziel ist es, dass die Diskussionsleitung immer stärker auch in die Hände der Schülerinnen und Schüler gelegt werden kann. Die Autonomie und Selbstständigkeit eröffnet den Weg zur mündigen Bürgerin, zum mündigen Bürger und fördert ein Klima des gegenseitigen Respekts und der Offenheit. Im Physikunterricht sorge ich dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler sich aktiv an Experimenten beteiligen können und dass eine respektvolle und kooperative Atmosphäre herrscht.
Vertrauenswürdigkeit
Eine sichere und unterstützende Atmosphäre ist mir wichtig (Bryk & Schneider, 2002). Ich stehe meinen Schülerinnen und Schülern auch außerhalb des Unterrichts zur Verfügung, sei es für persönliche Gespräche oder zusätzliche Hilfestellungen bei Lernproblemen. Grundsätzlich motiviere ich die Schülerinnen und Schüler miteinander kooprativ schwierige Lernsituationen zu meistern. Dennoch ermutige ich die lernenden, bei Fragen oder Problemen auf mich zuzukommen, und biete regelmäßige Austausch an.
Individuelle Förderung
Jeder Schüler hat individuelle Stärken und Schwächen (Tomlinson, 2001). Im Unterricht identifiziere ich gezielt die Bedürfnisse jeder Schülerin und jedes Schülers und biete entsprechende Herausforderung oder Förderungen an, sei es durch zusätzliche Aufgaben für besonders Begabte oder durch gezielte Unterstützung für jene, die Schwierigkeiten haben. Dazu entwickle ich oftmals differenzierte Aufgabenstellungen, die den verschiedenen Lernniveaus gerecht werden und die individuellen Fähigkeiten der Lernenden fördern.
Lebenslanges Lernen
Ich betrachte das Lehren ebenso als einen kontinuierlichen Lernprozess (Dewey, 1938). Durch regelmäßige Fortbildungen und den Austausch mit Kollegen halte ich mein Wissen aktuell und erweitere meine didaktischen Fähigkeiten. So kann ich sicherstellen, dass ich meinen Schülerinnen und Schülern stets die bestmögliche Unterstützung biete. In allen meinen Fächern ermutige ich die Schüler, sich kontinuierlich weiterzubilden und ihre eigenen Lernprozesse kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren.
Dieses Leitbild bildet die Grundlage meines Handelns als Lehrer und Lernbegleiter. Es ist mein Anspruch, meine Schülerinnen und Schüler nicht nur fachlich zu fördern, sondern sie auch in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen und sie auf ihrem individuellen Bildungsweg bestmöglich zu begleiten.
Literaturverzeichnis
Bruner, J. (1960). The Process of Education. Harvard University Press.
Bryk, A. S., & Schneider, B. (2002). Trust in Schools: A Core Resource for Improvement. Russell Sage Foundation.
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). Intrinsic and Extrinsic Motivations: Classic Definitions and New Directions. Contemporary Educational Psychology , 25(1), 54-67.
Dewey, J. (1938). Experience and Education. Kappa Delta Pi.
Hattie, J. (2009). Visible Learning: A Synthesis of Over 800 Meta-Analyses Relating to Achievement. Routledge.
Johnson, D. W., & Johnson, R. T. (1999). Learning Together and Alone: Cooperative, Competitive, and Individualistic Learning. Allyn & Bacon.
Marzano, R. J. (2007). The Art and Science of Teaching: A Comprehensive Framework for Effective Instruction. ASCD.
Marzano, R. J., Pickering, D., & Pollock, J. E. (2003). Classroom Instruction That Works: Research-Based Strategies for Increasing Student Achievement. ASCD.
Mishra, P., & Koehler, M. J. (2006). Technological Pedagogical Content Knowledge: A Framework for Teacher Knowledge. Teachers College Record , 108(6), 1017-1054.
Robinson, K. (2011). Out of Our Minds: Learning to be Creative. Capstone.
Schön, D. A. (1983). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books.
Shulman, L. S. (1986). Those Who Understand: Knowledge Growth in Teaching. Educational Researcher , 15(2), 4-14.
Tomlinson, C. A. (2001). How to Differentiate Instruction in Mixed-Ability Classrooms. ASCD.
Wubbels, T., & Brekelmans, M. (2005). Two Decades of Research on Teacher-Student Relationships in Class. International Journal of Educational Research , 43(1-2), 6-24.