Nils Franke
Schulleiter und Gymnasiallehrer
für Philosophie und Physik sowie Unterricht in Mathematik und Informatik
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Maria Montessori - Was mich umtreibt?
Lehren nach den Prinzipien von Maria Montessori
Maria Montessoris Pädagogik hat das Bildungswesen weltweit revolutioniert, indem sie einen Ansatz entwickelte, der die Selbstständigkeit, Individualität und intrinsische Motivation der Lernenden in den Mittelpunkt stellt. Während ihre Prinzipien traditionell vor allem in der Primarstufe Anwendung finden, lässt sich ihr Ansatz auch gewinnbringend auf die Sekundarstufe II übertragen. Dieser Aufsatz untersucht, was es bedeutet, in der Sekundarstufe II nach den Prinzipien von Maria Montessori zu lehren und welche praktischen und theoretischen Implikationen dies mit sich bringt.
Prinzipien von Maria Montessori
Maria Montessoris Pädagogik basiert auf mehreren zentralen Prinzipien:
  • Selbstgesteuertes Lernen: Lernende sollen die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen und dabei in ihrem eigenen Tempo arbeiten.
  • Individuelle Förderung: Jeder Lernende erhält die Möglichkeit, entsprechend seiner Fähigkeiten und Interessen zu lernen.
  • Lernumgebung als dritter Lehrkörper: Die Umgebung soll so gestaltet sein, dass sie das selbstständige Lernen fördert.
  • Respekt und Vertrauen: Lehrende sollen eine respektvolle und vertrauensvolle Beziehung zu den Lernenden aufbauen.
  • Freie Wahl: Schüler haben die Freiheit, ihre Lernaktivitäten und Projekte selbst zu wählen.
Umsetzung in der Sekundarstufe
Selbstgesteuertes Lernen In der Sekundarstufe ist die Förderung von Selbstständigkeit besonders wichtig, da Schülerinnen und Schüler zunehmend auf das selbstständige Lernen und eigenverantwortliche Arbeiten vorbereitet werden. Montessoris Ansatz lässt sich hier durch projektbasierte Lernmethoden umsetzen. Zum Beispiel könnten Schülerinnen und Schüler in den Fächern Mathematik und Informatik komplexe Projekte eigenständig planen und durchführen. In Mathematik könnten dies komplexe Problemstellungen oder Forschungsprojekte sein, während in Informatik Schüler eigene Programme oder Apps entwickeln. Diese Projekte fördern nicht nur das selbstgesteuerte Lernen, sondern auch die Problemlösungsfähigkeiten und das kritische Denken.
In meiner Unterrichtspraxis fördere ich das selbstgesteuerte Lernen durch projektbasierte Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern erlauben, eigenständig und in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten.
Mathematik: Im Mathematikunterricht setze ich komplexe, fächerübergreifende Projekte um, wie zum Beispiel die Entwicklung mathematischer Modelle zur Optimierung von Verkehrsflüssen oder die Analyse von Datensätzen durch statistische Methoden. Schülerinnen und Schüler arbeiten selbstständig an diesen Projekten und wenden mathematische Konzepte praxisnah an, was ihre Problemlösungsfähigkeiten und ihr kritisches Denken stärkt (Hiebert & Grouws, 2007).
Informatik: In der Informatik erstellen die Lernenden ihre eigenen Softwareprojekte, wie Apps zur Lösung spezifischer Alltagsprobleme oder Datenbankmanagement-Systeme. Diese praxisorientierten Projekte fördern die Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung und Innovation (Hattie, 2009).
Individuelle Förderung Montessoris Prinzip der individuellen Förderung ist in der Sekundarstufe von entscheidender Bedeutung, um den unterschiedlichen Lernbedürfnissen und Interessen gerecht zu werden. Im Unterricht könnten differenzierte Aufgabenstellungen angeboten werden, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, auf ihrem individuellen Leistungsniveau zu arbeiten. Im Physikunterricht könnten dies beispielsweise verschiedene Experimente oder Forschungsthemen sein, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen. Dies unterstützt die persönliche Entwicklung und motiviert die Schülerinnen und Schüler, sich intensiv mit den Themen auseinanderzusetzen.
Die individuelle Förderung wird durch differenzierte Aufgabenstellungen realisiert, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen zu arbeiten.
Ethik/praktische Philosophie: Im Ethikunterricht entwickeln die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen ethischen Fragestellungen und bearbeiten diese in individuellen Projekten oder Essays. Dies fördert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit persönlichen Überzeugungen und ethischen Dilemmata (Kohlberg, 1981).
Philosophie: In der Philosophie haben die Schülerinnen und Schüler die Freiheit, eigene Forschungsfragen zu entwickeln und philosophische Texte eigenständig zu analysieren und zu diskutieren. Diese methodische Freiheit unterstützt ihre kritische Reflexion und persönliche Entwicklung (Gadamer, 2004).
Lernumgebung als dritter Lehrer Die Gestaltung der Lernumgebung ist ein zentrales Element von Montessoris Pädagogik. In der Sekundarstufe sollte das Klassenzimmer so gestaltet sein, dass es selbstständiges Arbeiten und kreative Entfaltung fördert. Dies kann durch flexible Möbel, Zugang zu verschiedenen Lernmaterialien und ruhige Arbeitsbereiche erreicht werden. Im Informatikunterricht könnte dies die Einrichtung von offenen Arbeitsstationen und Programmier-Labs umfassen, die den Schülerinnen und Schülern den Zugang zu aktuellen Technologien und Ressourcen ermöglichen.
Die Lernumgebung wird so gestaltet, dass sie das selbstständige Lernen und kreative Arbeiten der Schülerinnen und Schüler fördert.
Physik: Das Klassenzimmer ist mit Laboren ausgestattet, die den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, eigene Experimente zu planen und durchzuführen. Projekte wie der Bau eines elektromagnetischen Motors oder die Untersuchung von Schwingungen und Wellen sind Teil des Unterrichts. Diese praxisorientierte Lernumgebung unterstützt die eigenständige Entfaltung und Vertiefung physikalischer Konzepte (Arons, 2008).
Informatik: Flexible Arbeitsstationen und verschiedene Programmierumgebungen stehen den Lernenden zur Verfügung, um ihre Projekte zu realisieren. Diese Ausstattung ermöglicht eine individuelle und praxisnahe Auseinandersetzung mit technologischen und programmiertechnischen Fragestellungen (Papert, 1980).
Respekt und Vertrauen Eine respektvolle und vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden ist für den Lernerfolg entscheidend. In der Sekundarstufe bedeutet dies, dass Lehrende den Schülerinnen und Schülern die Freiheit geben, eigene Lernwege zu erkunden, und ihnen gleichzeitig die notwendige Unterstützung bieten. Die Lehrenden sollten als Mentoren fungieren, die den Lernenden Rückmeldungen geben und sie bei ihren Projekten begleiten. Diese Beziehung fördert ein positives Lernklima und stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.
Eine respektvolle und vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden ist zentral für den Lernerfolg.
Ethik: Im Ethikunterricht respektiere ich die individuellen moralischen Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler und biete ihnen eine Plattform, um ihre Gedanken und Überzeugungen frei zu äußern. Dies schafft ein offenes und unterstützendes Lernumfeld (Noddings, 2005).
Philosophie: In der Philosophie fördere ich eine offene Diskussionskultur, in der die Schülerinnen und Schüler ihre philosophischen Überlegungen ohne Angst vor Ablehnung oder Urteilen äußern können. Diese Herangehensweise unterstützt eine tiefere Reflexion und ein respektvolles Miteinander (Rorty, 1999).
Freie Wahl Die Freiheit der Wahl ist ein weiteres zentrales Prinzip von Montessori. In der Sekundarstufe könnten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, aus einer Vielzahl von Projekten und Themen zu wählen, die ihren Interessen entsprechen. Dies kann durch Wahlmodule, Wahlfächer oder spezielle Projektwochen realisiert werden. In der Philosophie beispielsweise könnten Schüler eigene Forschungsfragen entwickeln und darüber diskutieren, was ihre intrinsische Motivation stärkt und die Lernfreude erhöht.
Mathematik: Schülerinnen und Schüler können aus verschiedenen Projekten wählen, wie der Entwicklung mathematischer Modelle für reale Probleme oder der Untersuchung komplexer mathematischer Theorien. Diese Wahlfreiheit ermöglicht eine individuelle und vertiefte Auseinandersetzung mit den mathematischen Inhalten (Schoenfeld, 2007).
Physik: Im Physikunterricht wählen die Lernenden experimentelle Themen wie Thermodynamik oder Optik, die sie selbstständig untersuchen. Diese Wahlmöglichkeit fördert ihre Motivation und Engagement durch die Auseinandersetzung mit für sie relevanten Themen (Hestenes, 1998).
Praktische und Theoretische Implikationen
Die Anwendung der Prinzipien von Maria Montessori in der Sekundarstufe bietet sowohl Lehrenden als auch Lernenden zahlreiche Chancen und Herausforderungen. Theoretisch ermöglicht dieser Ansatz eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und unterstützt die Entwicklung selbstständiger, kritischer Denker. Durch die Förderung von Selbstständigkeit, individueller Förderung und freier Wahl werden Schülerinnen und Schüler optimal auf die Anforderungen ihrer späteren akademischen und beruflichen Laufbahn vorbereitet.
Praktisch erfordert die Umsetzung dieser Prinzipien eine flexible und auf die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmte Planung und Durchführung des Unterrichts. Lehrende müssen geeignete Lernumgebungen schaffen, die den Prinzipien Montessoris entsprechen und die Selbstständigkeit und Kreativität der Lernenden fördern. Die Schaffung eines positiven und respektvollen Lernklimas wird durch diesen Ansatz maßgeblich unterstützt, was zu einer effektiven und engagierten Lernumgebung führt.
Insgesamt hat sich gezeigt, dass die Prinzipien von Maria Montessori in der Sekundarstufe hervorragende Ergebnisse liefern können. Die Förderung selbstständigen Lernens, individueller Stärken und die Möglichkeit zur freien Wahl stärken nicht nur die akademische Leistung der Schülerinnen und Schüler, sondern auch ihre persönliche und intellektuelle Entwicklung. Durch die Implementierung von Montessoris Prinzipien wird ein unterstützendes und respektvolles Lernumfeld geschaffen, das die Schülerinnen und Schüler umfassend auf ihre zukünftigen Herausforderungen vorbereitet.
Literaturverzeichnis
Bria, J. (2013). Montessori in the Secondary Years. Montessori Publications.
Montessori, M. (1966). The Secret of Childhood. Ballantine Books.
Montessori, M. (1989). The Absorbent Mind. Holt, Rinehart and Winston.
Morrow, R. (2008). Maria Montessori: A Biography. Scholastic Inc.
Schön, D. A. (1983). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books.
Arons, A. B. (2008). Teaching Introductory Physics. Wiley.
Gadamer, H.-G. (2004). Truth and Method. Continuum.
Hattie, J. (2009). Visible Learning: A Synthesis of Over 800 Meta-Analyses
Relating to Achievement. Routledge.
Hiebert, J., & Grouws, D. A. (2007). The Role of Research in Improving Mathematics
Education. Routledge.
Hestenes, D. (1998). The Role of Models in Learning Physics. American Journal of
Physics, 66(7), 588-594.
Kohlberg, L. (1981). Essays on Moral Development: Vol. 1. The Philosophy of Moral
Development. Harper & Row.
Noddings, N. (2005). The Challenge to Care in Schools: An Alternative Approach to
Education. Teachers College Press.
Papert, S. (1980). Mindstorms: Children, Computers, and Powerful Ideas. Basic Books.
Rorty, R. (1999). Philosophy and Social Hope. Penguin Books.
Schoenfeld, A. H. (2007). Assessing Mathematical Proficiency. Cambridge University Press.